Bitte aktiviere JavaScript!

Engel und Bergmann

24.12.13

Zu den ursprünglichsten Motiven der Erzgebirge Volkskunst zählen die Lichterfiguren „Engel und Bergmann“.
Beide Motive an sich, aber vor allem ihrem Auftritt als Paar sind tief im erzgebirgischen Brauchtum verankert. Die Bedeutung des Motiv-Paares Engel und Bergmann ist aus der Geschichte der Region des Erzgebirges unmittelbar nachzuvollziehen.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden im Erzgebirge große Vorräte an Metallerzen entdeckt – vor allem Silbererz. Diese Bodenschätze wurden in den folgenden zwei Jahrhunderten im Bergbau, also unter Tage, abgebaut. Die Arbeit in den Minen war sehr hart, gefährlich und körperlich extrem anstrengend. Deshalb waren es meist die jüngeren Söhne der Erzgebirgler, die als Bergleute arbeiteten und ihren Familien damit den Hauptteil des finanziellen Einkommens sicherten.
Unfälle waren im historischen Bergbau fast alltäglich, zudem lag der Arbeitsbeginn meist vor Tagesanbruch und die jungn Männer konnten erst nach Einsetzen der Dunkelheit wieder zurück nach Hause kehren. Der Mangel an Licht und die Gefahr in den Minen war damals das zentrale Thema bei den Erzgebirglern, und die Familien gingen mit diesem auf eine ganz spezielle Weise um: sie verbanden ihre tiefe christliche Gläubigkeit mit ihrem ganz besonderen handwerklichen Geschick und erschufen Lichterfiguren, die sowohl als Kerzenhalter den ganz alltäglichen Zweck der Beleuchtung erfüllten und den Söhnen nach der Arbeit den sicheren Weg nach Hause weisen sollten, als auch symbolisch Glück und Schutz bringen sollten.
So entstanden die Motive Engel und Bergmann, die nicht nur in den Familien selber, sondern schnell auch in den Kirchen im Erzgebirge einen festen Platz fanden. Die figürlichen Engel stellten die beschützende Himmelsmacht dar, während die hölzernen Bergmänner tatsächliche Abbilder der Söhne waren, die in den Minen Tag für Tag ihr Leben und ihre Gesundheit riskierten. Diesen beiden Lichterfiguren fanden als Paar auf dem Altar in der Kirche einen festen Platz und baten sinnbildlich um den Schutz Gottes.
Später entwickelte sich das Lichterfiguren-Paar Engel und Bergmann auch als Adventsleuchter: sie stellten die Anzahl der Söhne und Töchter der einzelnen Familien dar und wurden in der Vorweihnachtszeit mit Kerzenbeleuchtung in die Fenster gestellt. Noch heute ist es im Erzgebirge Tradition, den Töchtern zu Weihnachten Engel-Lichterfiguren zu schenken, während die Söhne Lichterfiguren in Form eines Bergmanns bekommen.
Die Lichterfiguren Engel und Bergmann sind somit die traditionellen Vorläufer der heutigen Adventsleuchter. Denn der Brauch, an jedem Adventssonntag ein weiteres Licht an einem Adventsleuchter zu entzünden, wurde erst nach dem 1. Weltkrieg verbreitet. Die klassischen Adventsleuchter sind heute allerdings bekannter als das Leuchtfiguren-Paar Engel und Bergmann.