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Das Wesen des Kleingarten

20.10.12

Der Kleingarten, auch Schrebergarten, Laube, Heimgarten, Familiengarten (bes. in der Schweiz), Bünt/Pünt/Beunde (südd., schweiz.), oder Parzelle, bezeichnet ein eingezäuntes Stück Land als Garten, insbesondere eine Anlage von Grundstücken, die von Vereinen (Kleingärtnervereinen, Kleingartenvereinen, ostdeutsch auch Gartensparte) verwaltet und günstig an Mitglieder verpachtet werden. Solche Anlagen werden auch als Gartenkolonien oderLaubenkolonien bezeichnet, und die einzelnen Grundstücke werden im übertragenen Sinn oft Lauben genannt.

 

Kleingärten sollen der Erholung in der Natur dienen und Stadtbewohnern nach dem Vorbild alter Bauerngärten den Anbau von Obst und Gemüse ermöglichen. Heute findet man in diesen Gärten aber auch Zierpflanzen und Rasenflächen.

In der Regel befindet sich eine Laube auf jedem Grundstück einer Gartenanlage. Geregelt wird das Kleingartenleben durch die jeweilige Kleingartenordnung / Satzung eines jeden Vereins und das Bundeskleingartengesetz (BKleingG).

Viele Kleingärtnervereine haben sich dem schonenden Umgang mit der Natur verschrieben, ihre Mitglieder setzen dann auf biologische Schädlingsbekämpfung, und die Pflege alter Obst- und Zierpflanzensorten. Fachberater in den Vereinen helfen beim biologischen Anbau oder bei der Auswahl standortgerechter, widerstandsfähiger Pflanzen.

 

Das Durchschnittsalter der Kleingarten-Nutzer liegt bei 60 Jahren. Der Zulauf jüngerer Familien hat sich verstärkt. Von 2003 bis 2008 gingen 45 Prozent der Neuverpachtungen an Familien. 64 Prozent aller Pächter, die seit 2000 einen Garten übernommen haben, sind jünger als 55 Jahre.

 

Das Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux, eine seit 1926 bestehende Vereinigung von über drei Millionen europäischer Kleingärtnern, beschreibt die sozialen Funktionen von Kleingärten wie folgt:

  • Der Allgemeinheit bieten die Kleingärten eine bessere Lebensqualität in den Städten durch Lärmverringerung, Staubbindung, Durchgrünung, Auflockerung der Bebauung, Biotop- und Artenschutz, Lebensraumvernetzung und klimatische Auswirkungen.
  • Familien bieten die Kleingärten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung; eine gärtnerische Betätigung und das preiswerte Züchten von gesundem Gemüse; das persönliche Erlebnis vom Säen, Wachsen, Gedeihen und Ernten von gesundem Gemüse; ein Gegengewicht zum Leben in Betonburgen und auf Asphaltflächen; Förderung von harmonischen zwischenmenschlichen Beziehungen; einen direkten Kontakt mit der Natur.
  • Kindern und Jugendlichen bieten die Kleingärten Ausgleich für die oft fehlenden Spielplätze; ein Spiel- und Kommunikationsfeld; Erlebnisräume in der Natur und Wahrnehmung ihrer natürliche Zusammenhänge; Anschauungsunterricht in Biologie.
  • Berufstätigen bieten die Kleingärten eine Entspannung vom Arbeitsstress durch gesunde Betätigung; eine ideale Alternative zum Arbeitsalltag.
  • Arbeitslosen bieten die Kleingärten das Gefühl, gebraucht zu werden und noch dazu zugehören; ein Mittel den Müßiggang zu vermeiden; ein Zuschuss an frischem Gemüse zu einem Minimalpreis.
  • Immigranten bieten die Kleingärten eine Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und sich besser im Aufnahmeland zu integrieren (siehe auch „Interkulturelle Gärten“).
  • Behinderten bieten die Kleingärten einen Ort an dem er am Vereinsleben teilnimmt, Kontakte knüpft und so der Isolierung entgeht; das Erleben vom Säen und Pflanzen, vom Wachsen, Gedeihen und Ernten.
  • Senioren bieten die Kleingärten einen Ort des Gesprächs und der Ruhe durch die Zusammenführung von Menschen mit gleichen Interessen; über Jahre gewachsene Kontakte; individuelle Selbstverwirklichung und Beschäftigung im 3. Lebensabschnitt im eigenen Garten.

Die sozialen und ökologischen Funktionen des europäischen Kleingartenwesens finden mittlerweile auch Eingang in die entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Seit 2003 sind z. B. auf den Philippinen mehrere Kleingartenanlagen für städtische Arme mit Unterstützung deutscher und belgischer Partner entstanden.

Auch für die Städte Afrikas werden Kleingartenanlagen als Strategie der Ernährungssicherung diskutiert und bereits erfolgreich z. B. in Heilbron (Südafrika) umgesetzt.

„Laubenpieper“ ist eine scherzhafte Bezeichnung für den Inhaber eines Kleingartens (mit einer „Gartenlaube“).

 

Natur- und Umweltschutz spielen bei Kleingärtnern eine wichtige Rolle. Befragt nach der Bedeutung, die ihr Kleingarten für sie persönlich hat, steht dieser Aspekt ganz oben – noch vor der Gesundheitsvorsorge und der Freude an der Gartenarbeit. Für fast alle Kleingärtner ist es selbstverständlich, Grundregeln des naturnahen Gärtnerns selbst zu praktizieren. So nutzen 97 % Regenwasser zum Bewässern, 96 % kompostieren. Besonders ausgeprägt ist das Bewusstsein für naturnahes Gärtnern bei jüngeren Kleingärtnern, die ihren Garten seit höchstens zehn Jahren bewirtschaften. Mehr als jeder Zweite dieser Neu-Kleingärtner (54 %) betreibt biologischen Anbau von Obst und Gemüse, fast zwei Drittel (61 %) verzichten auf Kunstdünger, mehr als vier Fünftel (82 %) lehnen chemische Schädlingsbekämpfung ab.

Gefördert wird diese Entwicklung durch die Fachberatung der Vereine, die in den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. 84 % der Vereine nutzen diesen Weg, um das Natur- und Umweltbewusstsein ihrer Mitglieder zu fördern (1997: 75 %). Ökologische Musterkleingärten, die es in jeder zehnten Anlage gibt und in denen Möglichkeiten des naturnahen Gärtners verdeutlicht werden, unterstützen diesen Prozess zusätzlich.

 

Der Begriff Kleingarten wird durch den § 1 des Bundeskleingartengesetzes bestimmt. Hier definiert sich auch der Begriff der kleingärtnerischen Nutzung. Die von den Gemeinden pachtbarenGrundstücke werden auch als Grabeland bezeichnet.

Die meisten Kleingärten sind in Vereinen organisiert. Der Dachverband der Kleingärtner ist der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. (BDG). Er vertritt 20 Landesverbände mit insgesamt 15.000 Vereinen. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung richtet der BDG alle vier Jahre den Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ aus. Dieser würdigt besondere städtebauliche, ökologische, gartenkulturelle und soziale Leistungen der Kleingärtnervereine.

In Deutschland gibt es mehr als eine Million Kleingärten hauptsächlich in Städten, da dort oft den Menschen auf Grund von Platzmangel Gartenland fehlt. Zusammengenommen haben diese eine Fläche von mehr als 46.000 Hektar.

Besonders in den Großstädten übersteigt die Nachfrage oft das Angebot – 40 Prozent aller Vereine führen Wartelisten (alte Bundesländer: 60 Prozent). In Regionen, die durch Bevölkerungsrückgang geprägt sind, finden inzwischen aber auch manche Gärten keine Pächter. Insgesamt klagt ein Drittel der Vereine über Leerstände – bei ihnen standen 2,5 Prozent der Gärten schon länger als ein Jahr leer.

Eine wesentliche Aufgabe der Kleingärten ist es, einen Ausgleich zu schaffen zum verdichteten Geschosswohnungsbau und einen Ersatz zu bieten für fehlendes wohnungsnahes Grün. 82 Prozent der Kleingärtnerhaushalte sind Mieterhaushalte, die zumeist in mehrgeschossigen Wohnblocks leben (67 Prozent im Westen, 74 Prozent im Osten). Die eigene Parzelle bietet wohnungsnahen Ausgleich für fehlendes Grün. 84 Prozent aller Gärten liegen maximal fünf Kilometer von der Wohnung entfernt. 96 Prozent aller Kleingärtner brauchen maximal eine halbe Stunde bis zu ihrem Garten, 60 Prozent brauchen weniger als eine Viertelstunde.

 

Quelle: zum Teil Wikipedia