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Ortsteil Reinsdorf

20.10.12

Die ältesten Zeugen einer Siedlungstätigkeit im Tal des Reinsdorfer Baches sind Überreste einer frühdeutschen Wallanlage. Dieser so genannte „Wohl zu Reinsdorf“ befindet sich am heutigen Pfarrhaus, war seinerzeit von einem Wassergraben umgeben und diente wahrscheinlich dem Schutze der Einwohner und deren Habe.

Der Name Reinsdorf geht zurück auf den WildenfelserLehnsträger Heinrich von Rybinsdorff. Er wird in alten Urkunden zwischen 1225 und 1260 mehrfach erwähnt. Historische Dokumente nennen 1254 als Gründungsjahr des Ortes Rybinsdorff. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieser Name zum heutigen Reinsdorf. Als Siedler zogen Hessen, Franken und böhmische Landleute in die Wildnis, rodeten Wälder, schufen Ackerland, bauten Unterkünfte für sich und ihr Vieh und errichteten die 1345 urkundlich erwähnte erste Kirche, von der jedoch fast nichts mehr erhalten ist. Der Ort wurde als typisches Waldhufendorf angelegt. Prägend sind die wehrhaften Vierseithöfe, die im Oberdorf auch heute gut erhaltenen sind. Das Wappen zeigt einen Bienenkorb mit 43 Bienen. Diese symbolisieren die 43 Reinsdorfer Güter Wildenfelser Anteils, sollen aber auch auf Fleiß und Wohlstand der Reinsdorfer Bauern hinweisen.

Der Röhrensteg

Die Reinsdorfer Besitzung der Grafschaft Wildenfels erstreckte sich über 1 ¼ Wegstunden (etwa 7 km) den Bach entlang, von der Höhe am Einsiedel (Gasthof) bis zu den Stadtgütern Zwickaus. Die Stadt an der Mulde wurde lange Zeit mit Trinkwasser aus dem Reinsdorfer Talgrund versorgt. Die hölzernen Röhren führten das Wasser über eine bis heute erhaltene Brücke, den „Röhrensteg“, in die Stadt.

1525 zogen Reinsdorfer Bauern im Bauernkrieg zusammen mit anderen gegen das Hartensteiner Schloss, belagerten es, unterlagen aber einige Wochen später. 1529 hielt die Reformation Einzug. Unter dem Dreißigjährigen Krieg litt Reinsdorf schwer. Von 1632 an zogen Truppen verschiedener Heerführer immer wieder mordend, plündernd und brennend durch den Ort, so „dass man nicht mal mehr ein Vieh schreihen hörte“.

Während der napoleonischen Befreiungskriege fand am 29. Mai 1813 auf Reinsdorf-Pöhlauer Flur ein Überfall des preußischen Rittmeisters Colombsauf ein überlegenes französisches Regiment statt. Mit 82 Mann nahm er einen ganzen französischen Artilleriepark mit 6 Offizieren, 116 Mann Reiterei, 80 Mann Infanterie und mehreren hundert Troßsoldaten ein. Das einzige Opfer wurde auf dem Reinsdorfer Friedhof beigesetzt. Der „Colombstein“ an der B173 erinnert heute an dieses Ereignis.

Der Ort besaß über Jahrhunderte landwirtschaftlichen Charakter mit unverändert etwa 700 Einwohnern, deren Anzahl sich jedoch von 1810 bis 1900 auf 7.300 mehr als verzehnfachte. Wichtigste Ursache für diesen Zuwachs war der Aufschwung des Steinkohlebergbaus. Während im Oberdorf, östlich der Kirche, nach wie vor die Landwirtschaft dominierte, veränderte der Bergbau mit der folgenden Industrialisierung im westlichen Teil des Ortes Landschaft und Bevölkerungsstruktur. Durch die notwendige Schaffung von Wohnraum entstand der Ortsteil „Wilhelmshöhe“ und das Niederdorf wandelt sich zum Arbeiterwohngebiet.

Der Kohlenabbau, der seit dem 14. Jahrhundert in Zwickauund Umgebung betrieben wurde, begann auf Reinsdorfer Flur im Gebiet der Standesherrschaft Wildenfels um das Jahr 1540. Nach nur vereinzelten Grabungen und Schürfungen im 17. Jahrhundert wurde die Steinkohle im 18. Jahrhundert ein begehrter Brennstoff, da sich die Wälder erschöpften und die Holzpreise stiegen. Die mit Feuer arbeitende Industrie nutzte immer mehr die Steinkohle als Brennstoff. Den eigentlichen Wert der Steinkohle zu erkennen, blieb jedoch erst dem 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Dampfes, vorbehalten. Anfang des 19. Jahrhunderts begannen verschiedene Gutsbesitzer in Reinsdorf wieder mit der Suche nach Steinkohle und teuften Schächte bis etwa 24 m Tiefe. Bekannt ist, dass um 1805 auf Reinsdorfer Flur mindestens sieben Schächte mit Teufen von 8 bis 24 m und unterschiedlichem Erfolg aufgefahren wurden. Ab 1820 wurden die „Kohlenbauern“ in Reinsdorf immer erfolgreicher und ernsthafte Konkurrenten für die Besitzer der Kohlenschächte auf Oberhohndorfer und Zwickauer Flur. Die Reinsdorfer hielten sich nicht mehr an die im Land Sachsen geltende Kohlenordnung. Der Widerstand der Reinsdorfer Bauern führte am 21. November 1823 zu deren Aufhebung. Mit der Aufhebung der Kohlenordnung, der Einführung der Dampfkraft Ende der 1820er Jahre und der Koksherstellung 1830 nahm der Bergbau eine lebhafte Entwicklung. Gleichzeitig erhöhten sich die Kosten für Tiefbauanlagen, die vielfach von einzelnen Grundbesitzern allein nicht mehr aufzubringen waren. Viele entschlossen sich zur Feldzusammenlegung und Beschaffung von Fremdkapital. Dies führt zur Gründung einer Vielzahl von Steinkohlenbau-Vereinen. Das für Reinsdorf wirtschaftlich und sozialpolitisch bedeutendste Unternehmen war das Steinkohlenwerk Morgenstern, das im Jahr 1867 als Familienunternehmen Sarfert & Wiede gegründet wurde. Sein 107,49 Hektar großes Grubenfeld erstreckte sich bei einer Breite von 500 Metern in 2,6 Kilometer Länge von Süd nach Nord quer über die ganze Reinsdorfer Flur von der Vielauer bis zur Pöhlauer Flurgrenze. Am 25. April 1889 wurde die bestehende Gesellschaftsform in eine Gewerkschaft umgewandelt. Teufen von mehr als 1.000 m wurden erreicht. Bis zur Einstellung des Steinkohlenbergbaus im Zwickau-Oelsnitzer Raum 1978 zählte man im Ort mehr als 30 Schachtanlagen. Der verbliebene Förderturm und weitere Anlagen des Schachtes II der Gewerkschaft Morgenstern sind heute ein Bergbau- und Heimatmuseum.

1870/71 nahmen Reinsdorfer Soldaten am Deutsch-Französischen Krieg teil, den vier Toten wurde am Sedanstag1895 am Pfarrgut ein Obeliskgewidmet. 1929 kam ein Denkmal für die über 200 Gefallenen des Ersten Weltkrieges hinzu und 1997 die Eintragung der über 400 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.
1891 wurde die dritte, die St. Jacobus-Kirche geweiht. Vorbild war die St. Nicolaikirche in Aue. Die Reinsdorfer Kirche ist die höchste des früheren Landkreises Zwickau und spiegelt den damaligen Wohlstand der „Kohlenbauern“ im Ort wider.

1923 sollte Reinsdorf nach Zwickau eingemeindet werden. Dies scheiterte jedoch am energischen Widerstand der Bürger.

Am 17. April 1945 wurde Reinsdorf von amerikanischen Truppen besetzt, die im Juli von den Sowjets abgelöst wurden. Der Ort entwickelte sich in den folgenden Jahren des sozialistischen Aufbaus und beging 1954 seine 700-Jahr-Feier. Im gleichen Jahr verwüstete eine Hochwasserkatastrophe die Region.

Seit 1989 nimmt der Ort eine dynamische Entwicklung. Die gesamte Infrastruktur wurde modernisiert und ausgebaut, Wohn- und Gewerbegebiete entstanden und das Vereinsleben erlebte einen Aufschwung. Mit Wirkung vom 1. Januar 1999 wurde Reinsdorf per Gesetz mit den benachbarten Orten Vielau und Friedrichsgrün vereinigt.

Quelle: Zum Teil Wikipedia